Jahresrückblick 2019

Ansprache durch Kathrin Räsch - Vereinsvorsitzende

Liebe Gäste, liebe Mitglieder unserer NABU-Regionalgruppe!

 

Es hat sich seit dem letzten Jahr nichts daran geändert: kaum hat das Naturschutzjahr begonnen, schon wendet es sich wieder dem Ende zu. So scheint es jedenfalls. Schaut man genauer hin, sieht es dann aber doch anders aus. Es sind volle, sehr volle zwölf Monate unserer Arbeit vergangen. Einem jeden von uns ist es so gegangen: neben allem, was uns im persönlichen Leben bewegt hat, war das Jahr gefüllt mit einer großen Vielfalt an Aktionen und Aufgaben, die das Naturschutzjahr so mit sich bringt. Aber nicht nur die Fülle unserer Arbeit hat das Jahr geprägt. Um uns herum hat sich sehr viel verändert. Das ist so viel, dass einem manchmal ganz schwindelig werden mag. Jedenfalls geht mir das so. 

 

Früher waren „Die Naturschützer“ mal ein kleines Trüppchen, einige wenige, die anders dachten, vor allem handelten als die meisten in der Gesellschaft. In den 70-er und 80-er Jahren wurden „Die Grünen“ im Westen Deutschlands eine politische Kraft, die 1993 eine politische Partei wurde. Wir werden hier keine politische Diskussion führen. Aber für uns alle ist klar, dass die Ziele der „Grünen“ nur teilweise mit unseren Zielen übereinstimmen.

In diesem Jahr nun wurde es unüberhörbar, dass unsere Gesellschaft mittlerweile von Strömungen durchzogen ist, teilweise fast überrollt wird, die alle in irgendeiner Weise den Schutz der natürlichen Ressourcen zum Ziel haben. Das Ganze ist mehr oder weniger idealistisch, mehr oder weniger realistisch und auch mehr oder weniger militant. Wir kennen die neuen Schlagworte alle: Feinstaub, Abschmelzen der Gletscher, Insektensterben, Müll in den Meeren, Dürrekatastrophen, Artenvielfalt, Abholzung des Regenwaldes, Klimakatastrophe usw. usf. All diese Schlagworte tun das, was Schlagworte auszeichnet: sie rütteln auf, sie polarisieren. Und das tun sie nicht wenig. Allen voran der eine Name: Greta Thunberg. Da gehen die Gemüter mit Schwung in die Luft, die einen vor Begeisterung, die anderen vor Wut, die meisten anderen irgendwo dazwischen.

 

Was ist das? Was ist los? 

Und hier vor Ort, an diesem Abend, steht vor allem die Frage im Raum: Was macht das mit uns? Wie wollen, wie sollen wir uns positionieren? Was ist unsere Aufgabe? Denn um uns als Gruppe und um unsere Arbeit geht es hier. Wir können nicht die ganze Welt retten. Wer sind wir? Was wollen wir?

 

Das sind wichtige Fragen. Aber natürlich geht es heute Abend vor allem um unser vergangenes Jahr als NABU-Regionalgruppe.

Das vergangene Jahr war für mich als Vorsitzende dieser Gruppe kein leichtes Jahr. Es kann sein, dass das allgemeine Weltgeschehen und unsere Arbeit hier für manchen von Euch zwei völlig verschiedene Schuhe sind. Meine Aufgabe als Leiterin dieser Gruppe ist es unter anderem, die Schaltstelle zwischen „Innen“ und „Außen“ zu sein und so ist es zwangsläufig, dass ich all die verschiedenen Anforderungen, Aufforderungen aus den unterschiedlichsten Ecken abwägen muss: Was steht dahinter? Ist es Aktionismus oder sollten wir uns mit den angesprochenen Themen wirklich befassen? Ich denke nur an die Thematik der Kegelrobben am Strand und die Diskussionen, die sich in der Folge entwickelten. Es kostete viel Zeit und Mühe, mich in die Thematik einzuarbeiten. Mit Henry Haase und anderen war ich in Stralsund zu dem Arbeitstreffen und versuchte danach, die Thematik für uns als Gruppe greifbar zu machen. In der folgenden Arbeitsberatung trafen meine Gedanken dann auf Euer praktisches Erleben. Das Fazit war: Für uns ergibt sich als Arbeitsfeld diesbezüglich: nichts. 

Dieses Thema hätte ich entspannt an mir vorbeirauschen lassen können und hätte mir dabei so manches erspart. Ich sage das hier nicht, um mich zu beklagen, sondern um deutlich zu machen, wie schwierig es für mich ist, den Anforderungen von außen in guter Weise gerecht zu werden. Der Spagat zwischen „Außen“ und „Innen“ ist manchmal enorm.

 

In ebensolcher Weise, in den Auswirkungen aber nicht ganz so heftig, gab es die verschiedensten An- und Aufforderungen an uns. Ich denke da z.B. an die Aufrufe der Gruppe „Usedom Projekt“. 

 

Man kann all diese Problemfelder, Aktionen und Haltungen, die plötzlich in aller Munde sind, mit einem Dschungel aus unzählbaren Schilfhalmen vergleichen: man sieht den Halt vor lauter Halmen nicht. Was haben wir denn mit Klimapolitik& Co. zu tun, außer der Tatsache, dass die Riesen-Windmühlen den Vögeln im Weg stehen?

 

Na ja, und es ist nicht zu leugnen: wir sind Bewohner dieser Erde. Und wenn so mancher von uns auch nicht mehr vierzig und mehr Jahre hier leben werden, werden es doch unsere Kinder und Enkel. 

 

Wie gehen wir mit dem um, was auf uns einprasselt? Wo ist wirkliche Not? Wo können wir als NABU-Gruppe mitmachen? Was muss in andere Zuständigkeiten? Was ist für unsere Gruppe von Belang? Was können wir bewältigen? 

 

Der NABU als deutschlandweite Naturschutzorganisation hat eine Vielzahl von Themen auf seiner Agenda. Das ist bloß gut so. Unangenehm daran ist, dass viele von uns als Regionalgruppe erwarten, dass auch wir uns in dieser ganzen Bandbreite kümmern. Aber es ist ein Fakt: Wir können uns zum Beispiel ab und an um die Pflege oder Vermittlung einzelner Fundtiere kümmern, es gibt bei uns aber keine Wildtierauffangstationen, um das regelmäßig oder im großen Stil zu machen. Ob es nun „Meere ohne Plastik“ ist oder die Klimadebatten, wir können diese wichtigen Themen nicht bedienen. Leider betrifft das auch die Kinder- und Jugendarbeit.

 

Schauen wir doch mal auf das, was sicher ist. Was ist unsere Arbeit? Was haben wir denn in diesem Jahr getan? Diese Frage zu beantworten ist nicht schwer. Man braucht dazu jedoch einen langen Atem, einen sehr langen Atem. 

 

Ihr wisst es, und doch will ich es wieder einmal nennen: Neben den Arbeitsberatungen, Mitgliederversammlungen, der Bearbeitung unterschiedlichster Stellungnahmen ist es vor allem das Monitoring, das den Arbeitsschwerpunkt unserer Gruppe bildet. Da sind die Stunde der Wintervögel und die Stunde der Gartenvögel zu nennen, die Erstankunftsdaten der Zugvögel, die Wintervogelzählung der OAMV, die internationale Mittwinter-Wasservogelzählung, die Beteiligung an den nationalen Gänsezählterminen, monatliche Zählungen am Peenemünder Haken und die Erfassung des Kormoranbestandes im Gebiet. 

Hier ist nicht Schluss, ich muss nur Luft holen.

 

In diesem Jahr haben einige Gruppenmitglieder an der Erfassung des Brutgeschehens der Elstern im Rahmen eines Zählprogramms der OAMV teilgenommen. Wer daran teilgenommen hat, kann ein Lied davon singen, wie aufwändig das gewesen ist. Aber auch die Erfassung des Brutgeschehens und des Bruterfolges der Weißstörche und Betreuung der Storchen-Beobachter vor Ort gehörten dazu, wie auch das Brut- und Rastvogelmonitoring in den Poldern des Peenetals und die Erfassung und Weiterleitung von Ringnummern, vor allem bei Möwen, Schwänen und Gänsen. 

 

Unsere Arbeit ist schwerpunktmäßig zwar ornithologisch ausgerichtet, aber selbstverständlich geht unser Blick über den Tellerrand der Ornithologie hinaus. Mitglieder unserer Gruppe betreuen ausgewählte Naturschutzgebiete und andere Flächen, auch die Blumen sind vor uns nicht sicher. Wir zählen die Bestände der Orchideen auf den Wiesen in Ahlbeck, Kölpinsee und Zempin.

 

Besondere Höhepunkte sind die Arbeitseinsätze. In diesem Jahr war es wieder das Beschneiden der Kopfweiden am Herrendamm, der Arbeitseinsatz der UNB im Naturschutzgebiet „Südspitze Gnitz“ und viele kurzfristige Aktionen, bei denen sich die Mitglieder gegenseitig unterstützten. Ich hoffe, ich habe nichts übersehen. 

 

Das sind die abrechenbaren Schwerpunkte unserer Arbeit. Jedoch kann man in unserer Gruppe, wie in jeder Gemeinschaft, nur schwer voneinander trennen, was nun „wichtige“ Arbeit ist oder scheinbar „unwichtige“. Mit diesem Trennen könnte man Menschen sehr schnell ungerecht beurteilen. Manch einer tut der Gruppe schon einfach durch sein Dabeisein gut, ohne dass es erklärbar wäre, andere stellen immer wieder die richtigen Fragen, wieder andere sorgen für das kulinarische Wohl. Diese Zwischenmenschlichkeit kann man kaum in Worte fassen, deswegen betone ich sie so. Sie ist für eine gute Gruppenarbeit außerordentlich wichtig, ähnlich wie das Schmierfett in einem Getriebe. Nur geht es bei uns sauberer zu 😉.

 

Ich bin dankbar für einen jeden von Euch und so möchte ich Euch allen persönlich danken. Heute soll der Dank einmal in der Reihenfolge Eures Beitritts in den NABU erfolgen: Vielen Dank Werner Scheibelt, Olaf Wenzel, Thomas Eschenauer, Bernd Schirmeister, Wolfgang Nehls, Werner Schnapp, Dirk Weichbrodt, Harald Jürgens, Kathrin Räsch, Ralf Wehner, Klaus und Annelie Knapp, Edeltraud Schmurr, Jutta Lucht und Jochen Hellmuth, Winfried Becker, Marisa Kaster, Brigitte Arnold, Thomas Heller, Jana Freitag, Sabine Gronwald und Cornelius Friedrich. Euer Engagement hat das Leben der Gruppe überhaupt ermöglich und es erst möglich gemacht, dass wir so viel geschafft haben. Stellvertretend für Euch alle überreichen wir heute einen Blumenstrauß an Edeltraud, die uns so gern, so lecker und oft kulinarisch verwöhnt.

 

Ich möchte aber auch nicht versäumen, Marisa ganz herzlich zu danken. Ganz abgesehen davon, dass sie unsere Finanzen klar und sauber im Blick behält und all den Papierkram im Griff hat und mir dabei eine große Stütze ist, hat sie immer ein waches Auge darauf, dass die Homepage gefüttert wird und auf viele kleine Dinge am Rande, die beim Organisieren so anfallen und gern mal übersehen werden. Danke, liebe Marisa!

 

Die Homepage - leider ist das Aktualisieren mittlerweile eingeschlafen. Ich habe mit Klaus Knapp Rücksprache gehalten. Er bittet darum, aus Altersgründen von dieser Aufgabe entbunden zu werden. Er und Annelie, seine Frau lassen herzlich grüßen. Als Mitglieder bleiben sie der Gruppe trotzdem erhalten. Wer wird Nachfolger an dieser Stelle? Darüber sprechen wir nachher noch einmal.

 

Wahrscheinlich sitzt ihr schon drängelnd wie auf Kohlen und protestiert innerlich: „Na so ganz ohne Hilfe haben wir das alles ja auch nicht gemacht! Es waren noch andere an unserer Seite!“ Recht habt Ihr! Wir stehen alle nicht allein im Raum. Hier möchte ich noch einmal Bezug auf unser Bild nehmen. 

 

Wenn ein Rohrsänger in einem Schilfwald ein Nest baut, muss er es irgendwo befestigen. Er muss Halme auswählen, die ihm zu seinem Vorhaben passend erscheinen. Wie viele er auswählt, hängt von unterschiedlichen Bedingungen ab. In jedem Fall müssen sie tragfähig sein und auch in gutem Abstand voneinander stehen.

 

Ähnlich geht es uns mit unserer Gruppe. Wir können nicht allein im Raum existieren, wir müssen irgendwo verankert sein. Diese Verankerungen geben uns Halt und ermöglichen es uns, unsere Arbeit in geordneter, kontinuierlicher Weise auszuführen. Unsere Haltepunkte müssen an verschiedenen Stellen im „gesellschaftlichen Raum“ stehen, sonst würden sie keinen Halt geben. 

 

Und so geht unser Dank auch in unterschiedliche Richtungen, Zu allererst möchte ich heute einmal unsere Familien nennen. Abgesehen davon, dass sie so und so unsere Heimat sind, ermöglichen sie uns doch unser Engagement im Naturschutz und stärken uns den Rücken. Bitte nehmt den Dank der Gruppe für diesen wichtigen Dienst mit nach Hause!

 

Eine wichtige Stütze sind uns auch die Mitglieder anderer ehrenamtlicher Naturschutzorganisationen wie der Verein Naturschutzzentrum Karlshagen, der BUND oder die OAMV. Ihr wisst am besten, wieviel Kommunikation da läuft, wieviel Miteinander.

 

Ganz und gar nicht zu vergessen sind unsere hauptamtlichen Partner, die Untere Naturschutzbehörde, die Mitarbeiter des Naturparkes Insel Usedom und die Mitarbeiter der Bundesforst. Dass wir mit Euch und Ihnen auf Augenhöhe in gegenseitiger Wertschätzung zusammenarbeiten können, erleichtert uns unsere Arbeit, ermöglicht sie oft erst. Dass das ganz und gar nicht selbstverständlich ist, ist uns sehr bewusst. Und wie in jedem Jahr möchten wir unseren Dank bekräftigen, indem wir auch Ihnen einen NABU-Kalender überreichen.

 

An dieser Stelle möchte ich auch die gute Zusammenarbeit mit dem NABU-MV erwähnen. Ich bekomme aus Schwerin jede mögliche Hilfe, die ich für die Gruppenleitung brauche, dafür bin ich sehr dankbar.

 

Es gibt aber auch noch ehrenamtliche Helfer, die keiner Organisation angehören. Einen Kalender bekam Herr Ehlert aus Bansin, der Geschäftsführer der Kiesgrube in Pudagla, der nicht nur Bernd aktiv und umsichtig zuarbeitet, sondern vor allem den dort brütenden Uferschwalben und anderen gefiederten Gästen. Ebenso bekam auch Frau Schubert aus Garz einen Kalender von uns. Sie päppelt nun schon seit Jahren Schwalben, Mauersegler und andere Vögel auf, ob sie nun verletzt sind oder aus dem Nest gefallen und zu ihr gebracht wurden. Gewissenhaft informiert sie sich bei kompetenten Stellen über die speziellen Notwendigkeiten bei der Pflege und hat auf diese Weise schon so manchem Vöglein eine zweite Chance gegeben. Die Bilder des kleinen Neuntöters hatte ich einigen von Euch gezeigt. Da auf dem Hof von Frau Schubert auch etliche Schwalben brüten, bekam sie im Sommer die Schwalbenplakette überreicht. 

 

Zum erfolgreichen Brüten unserer Rohrsänger gehört es nicht nur, dass sie fleißig bauen und schuften, sie ruhen auch nach Bedarf und das Fressen kommt ebenfalls nicht zu kurz. So ist es auch bei uns in der Gruppenarbeit. 

 

Ohne unsere Exkursionen und das gesellige Beisammensein so wie eben hier wäre unser NABU-Jahr recht einseitig. Auf unseren Exkursionen haben wir haben viel gesehen, gehört und gelernt. Das begann in diesem Jahr im April im Anklamer Stadtbruch, im Mai waren wir wieder im NSG Südspitze Gnitz, im Juni auf der Botanik-Exkursion auf dem Golm und im September in den Peenewiesen bei Menzlin. Auch an der Exkursion der Unteren Naturschutzbehörde haben mehrere Mitglieder unserer Gruppe teilgenommen. Das Ziel war in diesem Jahr der Naturpark Unteres Odertal. Ob sich unsere Ornithologen mittlerweile geeinigt haben, was da sang: Nachtigall oder Sprosser?

 

Wir lernen auf den Exkursionen so manches. Auch das Miteinander kommt dabei nicht zu kurz. Diese Exkursionen sind aber auch gute Gelegenheiten, um Gäste einzuladen. So manch ein Mitglied hat als erste Berührung mit der Gruppe eine Exkursion besucht.

 

Und auch das Feiern gehört dazu. Im Mai auf dem Gnitz gestaltete sich die Geselligkeit in diesem Jahr etwas anders als gewohnt. Aber geschmeckt hat das Essen bei dem Griechen auf dem Zeltplatz auch. Unser Sommerfest fand in diesem Jahr erstmals seit langem nicht auf dem Privatgelände eines Gruppenmitgliedes statt. Dafür hat uns Henry Haase hier am Naturschutzzentrum das Nest bereitet. Auch das war eine schöne Feier! 😊

 

Bei den Rohrsängern schlüpfen die Küken. Unsere Arbeit trägt Früchte. Sogar von der Oberen Naturschutzbehörde hören wir Lob. Auch das Hiersein unserer Gäste erzählt davon. Und es freut uns sehr.

 

Ich kenne mich nicht so recht im Bau- und Brutgeschehen der Rohrsänger aus. Aber ich kann mir vorstellen, dass sie recht aktiv im Blick behalten, was rings um ihr Nest geschieht, welche Halme ihnen zu sehr in die Nähe wachsen oder welche vielleicht noch zum Stützen mit dazu genommen werden könnten. So nehme ich es auch für uns wahr. Angebote und Anfragen kommen reichlich. Welche sind für uns passend? Was können wir ignorieren? Es flatterte uns vieles um die Ohren:

 

Das Theater um die Datenschutzrichtlinien war ermüdend, aber leider notwendig.

Anders war es mit dem Tamtam um Beach-Clean-Up. Das lief ohne weiteres auch ohne uns. 

Interessanter wurde schon die Anfrage von Thomas Heller, um mit Jugendlichen auf andere Weise zu arbeiten. Dass sich dann gar keiner gemeldet hat, war schon frustrierend, aber auch eine klare Ansage an uns, dass diese Richtung zurzeit noch nicht dran ist. Ich sage hier bewusst „noch nicht“.

 

Wir wissen nicht, wie sich unsere Gruppe weiterentwickelt. Uns allen ist klar, dass wir mit jedem Jahr ein Jahr älter werden und die allermeisten von uns sind längst aus dem Alter raus, in dem mit den Jahren die Kräfte wachsen. Nein, die Kräfte werden geringer, nur Krankheiten mit ihren unangenehmen Folgen werden mehr. Leider.

 

Wie wollen wir weitermachen? Wir können natürlich einfach so weiter machen wie bisher, bis wir dann irgendwann nicht mehr können. Nur verpassen wir damit wahrscheinlich die Chance, dass neue Gruppenmitglieder in unserer Gruppe Wurzeln schlagen können und die Gruppenarbeit in die Zukunft wächst. 

 

So ganz können wir jetzt nicht mehr in unserem Bild der Rohrsänger bleiben, ich wandle es ab: vielleicht möchte ja ein Küken einen Anbau wagen? Natürlich müssen wir „Alten“ dann nicht aktiv beim Bauen helfen, das kann die Jugend schön alleine machen. Aber wir NABU-Alten könnten den jüngeren Machern mit ihren neuen Ideen die Rückendeckung geben, die sie brauchen. So hatten wir es bei der Idee von Thomas zur Arbeit mit jungen Leuten ja auch schon gemacht.

 

All diese Dinge von außen, die ich an Euch herangetragen habe, waren für Euch vielleicht manchmal nervtötend. Aber wie ich eingangs schon sagte, sehe ich es als Teil meiner Aufgabe als Leiterin, diese Anforderungen von außen zu filtern und dosiert in die Gruppe zu geben. Ich danke Euch für die Geduld, die Ihr mit mir hattet und kann Euch nicht mal versprechen, dass es einfacher wird. 

 

Wir werden uns im kommenden Jahr bewusst mit der Frage befassen müssen, wie wir unsere Zukunft sehen, was wir wollen. Das soll aber nicht heute Abend geschehen. Ganz egal, wie wir unsere Zukunft sehen, bin ich davon überzeugt, dass es wichtig ist, dass wir neben allem Fokussiertsein auf die Arbeit uns auch immer wieder Zeit nehmen, die anderen Gruppenmitglieder, insbesondere die neuen, kennen zu lernen. Was sind deren Interessen? Wie können sie integriert werden? Haben sie eigene, neue Ideen? Können wir ihnen helfen, ihren eigenen Platz in der Gruppe zu finden? Da dürfen, da sollten wir „Alten“ ebenso auf die „Neuen“ zugehen, wie wir es von ihnen erwarten, sich einzubringen. Wir waren ja alle einmal neu in einer Gruppe und waren dankbar für jede Unterstützung.

 

Es geht nicht darum, unsere bisherige Arbeit zu kritisieren oder uns zu überfordern. Nein, ich denke eher daran, das Nest unserer Arbeit immer mal wieder zu lüften, neue Fäden zu knüpfen, eventuell sogar an neuen Halmen zu befestigen, damit es auch weiterhin guten Bestand hat.

 

Das wird zwangsläufig immer mal wieder Missgriffe beinhalten, wie z.B. die Robben-am-Strand-Geschichte. Es werden sich aber auch Dinge, die lange zäh waren, zum Guten bewegen. Das erleben wir derzeit mit dem Hochsitz in Peenemünde. Was war das für ein langes Planen, Verwerfen, Diskutieren. Nun haben sich Wege eröffnet. Ebenso ist es mit dem Zaun zum NSG. Auch da ist nun Bewegung.

 

Es gäbe noch unendlich viel zu sagen zu Tourismus & Co., all den Problematiken, mit denen wir uns in unserer Arbeit herumschlagen. Dass ich sie heute nicht angesprochen habe, heißt nicht, dass sie unwichtig sind. Aber warum soll man immer wieder über Dinge lamentieren, die schon ewig durchgekaut sind? Wichtig für uns ist, wie wir uns positionieren, um unsere Arbeit zu tun.

 

Lasst uns noch einmal zu unserem Eingangsbild zurückkehren. Es ging um all die unterschiedlichen Ideen, Gedanken, Haltungen zum weltweiten Klimaschutz, zum Schutz der Erde, der Tiere und was sonst noch alles. Ja, diese Dinge umgeben uns wie ein Wald aus Schilfhalmen. Wie gehen wir damit um? Das, was uns umgibt, wird ein jeder von uns etwas anders bewerten. Vieles ist gut, vieles eben auch nicht. 

 

Wir als Gruppe haben eine Position im Naturschutz gefunden, die sich über Jahrzehnte bewährt hat. Wir hören auf die Zeichen der Zeit und sind bereit, unsere Arbeit nötigenfalls anzupassen. Möge das Gute, was sich entwickelt, Bestand haben. Aber bis dahin werden wir mit gutem Gewissen unsere Arbeit tun, wir brauchen uns ihrer wahrlich nicht zu schämen. 

 

Und nun lasst uns feiern und einen gemütlichen Abend miteinander genießen!