Exkursion zur Greifswalder Oie am 8. Sept. 2018

Oie, Oie, Oie- es geht wieder mal auf die Oie

Bericht und Fotos von Bernd Schirmeister

Lange geplant und gebucht- am 08.09.18 war es dann endlich soweit. Drei Minuten vor Abfahrt des Schiffes dachten Marisa, Edeltraut  und ich schon, wir müssten alleine fahren. Aber dann kamen noch drei weitere Exkursionsteilnehmer unserer Gruppe (Kathrin, Wolfgang, Harald), Sabine Gronwald war schon undercover auf dem Schiff. So enterten wir das gut gefüllte Schiff. Nur wenige Teilnehmer aus der Gruppe, alle anderen haben mächtig was verpasst. Allein das herrliche Wetter mit viel Sonne, glasklarer Luft und fantastischer Fernsicht war die Fahrt wert. Der frische Südwind sorgte für Bewegung des Schiffes.

 

Alle hatten Plätze an Deck mit entsprechendem Rundumblick. Auf dem Weg zur Insel Ruden flogen uns Trupp auf Trupp Kormorane von der Ostsee entgegen, die vom Fischen kamen und auf dem Ruden ihren Tagesruheplatz bezogen. Schon von dort ließ sich das herrliche Küstenpanorama bewundern, der Peenemünder Haken mit reichlich Flachwasserbereichen voller rastender Vögel, die Spandowerhagener Wieck mit dem Fischerort Freest, das NSG Struck mit dem alten Hudewald und in der Ferne die ausgedehnte Küste der Insel Rügen. Gestört wurde das Panorama nur durch die zahlreichen Arbeitsschiffe im Bodden, die momentan die Leitung der Gastrasse Nordstream 2 verlegen, wieder ein Eingriff mit negativen Folgen für das sensible Ökosystem. Unterwegs gab es einige interessante Ausführungen von Kapitän Teßnow zu Land und Leuten, allerdings eher gedacht für die zahlreichen Touristen an Bord. Auf dem freien Wasser waren leider nur wenige ziehende Vögel zu beobachten, aber bald kamen die ersten Eider- und Trauerenten in Sicht, auch Schellenten und Gänsesäger.

 

Im Hafen der Insel wurden wir schon von den Mitarbeitern des Vereins Jordsand erwartet, der die Insel jetzt seit 25 Jahren (Jubiläum- Glückwunsch!) betreut. Vor allem die Beobachtung des Vogelzuges sowie die wissenschaftliche Vogelberingung (ca. 20000 Vögel in vielen Arten jedes Jahr) bilden die Schwerpunkte der Arbeit. Aber auch Landschaftspflege, dendrologische Aufgaben und eben die Besucherlenkung gehören dazu. So wurden wir gleich ins sehenswerte Informationszentrum gebeten, dem wir uns aber unauffällig entzogen, da wir es schon von früheren Besuchen kannten. Also Rundgang um die Insel. Überall wimmelte es von Kleinvögeln, denn der Vogelzug war in vollem Gange. Steinschmätzer, Braunkehlchen, Meisen, Rotschwänze und Grasmücken rasteten in den Büschen des Oberlandes. Auch Greifvögel wie Wespenbussard und Rohrweihen zogen nach Süden, gestern sogar eine Steppenweihe und mehrere Baumfalken. An mehreren Stellen der Ostküste mit dem steilen Lehmkliff gab es Fotostopps und zahlreiche Wasservögel wie Rothalstaucher, Eiderenten, Gänse- und Mittelsäger, Berg- und Trauerenten. Die vielen Steine im Wasser waren jedoch vor allem von Kormoranen besetzt, noch mehr allerdings die alten Eschen des Küstenwaldes. Die letzte Zählung ergab am dortigen Schlafplatz 5000 Kormorane. Nun ging es weiter zum Leuchtturm. Auf Grund der ungewöhnlichen Fernsicht entschlossen sich fast alle, den Leuchtturm zu besteigen und wurden für die Mühe des Aufstiegs über die steile Treppe reichlich belohnt. Vor allem die Insel Rügen lag zum Greifen nah, das Zickersche Höwt, die Steilküsten des Süd- und Nordperds, Thiessow mit den alten Lotsenstation, selbst Mukran, Saßnitz und die Kreideküste waren gut zu sehen. In östlicher Richtung begeisterte das Usedom- Panorama von Zinnowitz über den Streckelberg bis hin zum Langen Berg bei Bansin, Swinemünde  und die Steilküste der Insel Wolin. Noch ein kurzer Abstecher zur Nordspitze der Oie. Im Windschatten des Kliffs lagen große Trupps Eiderenten, vergesellschaftet mit Mittelsägern und anderen Wasservogelarten. Plötzlich schauten zwei große Köpfe aus dem Wasser- Kegelrobben! Einige Male tauchten sie auf, um schließlich in südliche Richtung zu verschwinden. Später sahen andere Teilnehmer sogar vier Kegelrobben fotogen auf den Steinen an der Ostseite liegen. Vor allem im Frühjahr, wenn große Heringsschwärme in den Greifswalder Bodden zum Laichen ziehen, sind Kegelrobben ein häufiger Anblick, bis zu 100 Tiere wurden schon gleichzeitig gezählt, die die ergiebige Nahrungsquelle nutzen. In diesem Jahr wurde dort erstmals ein Jungtier im Lanugofell beobachtet, das offenbar hier geboren wurde, der erste Nachweis von Reproduktion an unserer Küste seit vielen Jahrzehnten.

 

Wie schnell die Zeit des Landgangs wieder vergangen war! Der Kapitän, der uns auf den Leuchtturm begleitet hatte, rief mit gewohnt kräftiger, keinen Widerspruch duldenden Stimme zum Aufbruch. Also zurück zum Hafen. Schon beim Anlanden hatte sich eine kurze Gelegenheit ergeben, mit Stella Klasan, der Stationsleiterin zu sprechen. Auch Jens Voigt vom Vorstand des Vereins sächsischer Ornithologen stand zu meiner Überraschung (wieder mal - bei den letzten drei Exkursionen auf die Oie gab es jedes Mal eine Begegnung) an der Kaikante. Es stellte sich heraus, dass gerade der einwöchige Beringerlehrgang mit erfolgreich absolvierten Prüfungen zu Ende gegangen war. Vorbildlich, wie hier die Beringungszentrale der Vogelwarte Hiddensee und der Verein Jordsand zusammenarbeiten und wichtige Nachwuchsförderung betreiben. Da die jungen Leute mit zurückfuhren, ergaben sich bei bestem Wetter an Deck noch interessante Gespräche über Orni-News und aktuelle Entwicklungen im Küstenvogelschutz, wobei immer die Umgebung im Auge behalten wurde. Auf einer Sandbank am Peenemünder Haken saßen gleich sieben Seeadler, in der Peenemündung konnten wir dann noch Austernfischer und Raubseeschwalben beobachten. Ein routiniertes Anlegemanöver und das war es dann leider schon –ein erlebnisreicher Tag ging zu Ende.

 

 

 

Beobachtungsprotokoll der Exkursion zur Greifswalder Oie

 

 

 

Datum: 08.09.2018

 

Wetter: 21°C, heiter, mäßiger- frischer Wind (S), Sicht: sehr gut

 

Beobachtungen (beziehen sich nicht nur auf die Insel Oie, sondern die gesamte Schiffsfahrt vom Hafen Peenemünde über den Peenestrom, den Bodden und die Gewässer um die Oie)

 

 

 

Haubentaucher:                6                           Kranich:                     11 (Wotig)

 

Rothalstaucher:                6                           Wasserralle:                 1 rM

 

Kormoran:                  3180                           Mantelmöwe:             75

 

Silberreiher:                     3 (Wotig)             Silbermöwe:             220

 

Stockente:                      16                           Sturmmöwe:              15

 

Krickente:                        4                           Lachmöwe:                40

 

Tafelente:                         7                           Zwergmöwe:                1 ad.

 

Bergente:                          3                           Raubseeschwalbe:        2 ad.

 

Schellente:                       4                           Flussseeschwalbe:       8 (nach W)

 

Trauerente:                       5 (5, 0)                  Austernfischer:            3

 

Samtente:                         1 (1, 0)                  Kolkrabe:                     3

 

Eiderente:                     280                           Nebelkrähe:                45                   

 

Gänsesäger:                  170                           Braunkehlchen:            2                   

 

Mittelsäger:                   35                           Steinschmätzer:           2

 

Graugans:                     120                           Bachstelze:                   8

 

Kanadagans:                     1                           Schafstelze:                  1

 

Wespenbussard:               1 (nach S)             Star:                          800

 

Seeadler:                          9

 

Rohrweihe:                       2 (diesj., nach S)