Ein Tag im Polder "Großer Rosin"

nahe des Kummerower Sees

Bericht von der NABU-Exkursion am 17.05.2025

Rohrschwirl - nicht nur zu hören. / ©Bernd Schirmeister
Rohrschwirl - nicht nur zu hören. / ©Bernd Schirmeister

Diese Frühjahrsexkursion führte uns etwas weiter weg von den heimischen Gefilden in den Landkreis MSE. Meistenteils konnten wie gewohnt Fahrgemeinschaften gebildet werden. Und so gelangten alle Teilnehmer gegen 09.00 Uhr auf den Treffpunkt am Parkplatz nahe des Polders.

 

Interessante Informationen zu geschichtlichen Aspekten des Gebietes sowie zur früheren Nutzung und der anschließenden Polderrenaturierung erhielten alle Teilnehmer auf den Schautafeln am Beginn des Weges (s. Fotos 1- 3).

 

Der befestigte Weg vom Parkplatz nach Aalbude an der Peene ist auch der einzige Zugang zum Polder Große Rosin. Er ist etwa 3 km lang, eine kurze Strecke, aber ein langer Weg, wenn man sich intensiv v.a. mit der reichhaltigen Vogelwelt des Gebietes beschäftigt.

 

Das war schließlich das Hauptziel der Exkursion. Insgesamt legten die zehn Teilnehmer etwa 8 km zurück. Das Wetter war, naja, vorfrühlingshaft. Wolken überwogen, nur ab und zu kam die Sonne mal für einen Moment heraus. Der kräftige Nordwind ließ uns seine frische Kühle auch im Binnenland deutlich spüren. Aber es blieb wie im gesamten bisherigen Frühjahr auch heute trocken.

Gruppenfoto am Parkplatz / ©Bernd Schirmeister
Gruppenfoto am Parkplatz / ©Bernd Schirmeister

Der Polder Große Rosin ist 1060 ha groß, davon sind 695 ha überflutet. Es handelt sich um ein ehemaliges Durchströmungsmoor, das wenig überflutungs-beeinflusst war. Die zu DDR- Zeiten betriebene intensive Landwirtschaft hat das Moor jedoch durch Moorsackungen, Torfzersetzung, Verdichtung des Torfes und Nährstofffreisetzungen weitgehend zerstört. So wurde 2007 mit der Renaturierung begonnen. Ziele sind die Aufgabe des Poldersystems, Schaffung naturnaher Grundwasserstände, Verschließen des Grabensystems, Entwicklung von Großseggenrieden und Röhrichten sowie die Entwicklung von Feuchtwiesen in Talrandbereichen.

Vom erhöht liegenden Parkplatz am Rand der Ortschaft Kützerhof ließ sich das Gebiet bereits gut überblicken. Rotmilane, Rohrweihen, Kraniche und ein Schwarzkehlchen machten Lust auf mehr. Zunächst ging es bergab auf den zwischen den Polderflächen verlaufenden Damm, wo anfangs Schilf die Sicht versperrte. 

Aber Schilf ist Lebensraum und so ließen sich bald Drossel-, Teich- und Schilfrohrsänger sowie Bartmeisen und Rohrammern hören. Man musste sich ziemlich konzentrieren, um die Stimmen aus Wind und raschelndem Schilf herauszuhören. Zumal sich vieles im Verborgenen abspielte, denn der starke Wind ließ kaum Gesang von exponierter Warte zu. Aber Hörnachweise sind auch Nachweise.

 

Große Freude bereitete nun ein Fischadler, der unweit auf einer trockenen Erle saß, später erfolgreich fischte und im Laufe des Tages noch mehrfach beobachtet wurde sowie gleich darauf zwei über dem Polder jagende Baumfalken.

Wasserwildnis Großer Rosin / ©Bernd Schirmeister
Wasserwildnis Großer Rosin / ©Bernd Schirmeister

Nun lichtete sich das Schilf und gab den Blick frei auf die sich links und rechts des Weges erstreckenden großen Polderflächen.

 

 

Beeindruckend waren die vielen Strukturen. Keine monotonen Wasserflächen, sondern Schilfstreifen, Großseggeninseln, Weidengebüsche, Erlenreihen und kleine Schlammflächen schufen Gliederungen mit einem hohen Artenreichtum, bieten sie doch Nahrung, Deckung und Schutz sowie Brutmöglichkeiten. Insgesamt konnten wir an diesem Tag 74 Vogelarten beobachten, quasi nur im Vorbeigehen.

Bald erreichten wir die erste Beobachtungsplattform, von der sich die weitläufigen Polderflächen prima überblicken ließen. Mit drei Spektiven und vielen Ferngläsern waren wir optisch sehr gut ausgestattet. Stock-, Schnatter-, Pfeif-, Löffel- und Krickenten- alle übten sich im Bestimmen der verschiedenen Gründelentenarten. V. a. Schnatterenten waren bereits wieder hunderte in dichten Trupps im Polder, ganz überwiegend Männchen- der Beginn des Mauserzuges.

Auch Blässrallen waren in hoher Anzahl vertreten und hielten sich besonders in den großflächigen Algenmatten auf, eine sichere Nahrungsquelle für sie. Es gab aber auch etliche Revierpaare, wie sich an den lautstark geführten Revierstreitigkeiten erkennen ließ. Zwei Nester konnten wir in der dichten Ufervegetation entdecken.

 

Plötzlich dicht am Weg aus der Vegetation grunzende Laute- eine Wasserralle. Wir bekamen sie noch mehrfach an verschiedenen Stellen zu hören.

 

Besondere Freude bereiteten die Lappentaucher, alle wunderschön im Brutkleid, starker Gegensatz zum schlichten Ruhekleid, das viele z. B. von der Mittwinterzählung kennen. Haubentaucher bauen schwimmende Nester in der Wasservegetation, von denen wir eins entdecken konnten. Es gab aber auch eine Gruppe von 25 Haubentauchern, die separat in einem Polderteil ruhten, offenbar Nichtbrüter.

 

Besondere Begeisterung lösten die hier nicht seltenen Rothalstaucher aus, von denen wir zwei Nester finden konnten. Einige Paare schwammen aber auch nur zu zweit herum. Keine Lust auf das anstrengende Brutgeschäft?

 

 

Erstaunlicherweise ließen sich trotz intensiver Suche keine Schwarzhalstaucher finden, die in anderen Poldern schon seit Anfang April anwesend sind und die hier eigentlich einen traditionellen und gut besetzten Brutplatz haben.

Blässralle / ©Johanna Beweries
Blässralle / ©Johanna Beweries

So wurde die zweite Beobachtungsplattform erreicht. Da sich die Besucherfrequenz in Grenzen hielt, gab es nirgendwo Staus und alle konnten ausgiebig beobachten: viele Silberreiher, unter denen sich jedoch nur ein Altvogel befand, Höckerschwäne und ihre mächtigen Nester, dazu sogar schon die ersten frisch geschlüpften Jungvögel.

 

 

Lautstark machten sich überall Graugänse bemerkbar, paarweise ruhend oder auch in größeren Pulks auf dem Wasser. Fast alle waren noch flugfähig, wie sich nach dem Überflug eines Seeadlers zeigte. Eigentlich sollten sie längst in Vollmauser der Schwingen sein. Vielleicht ließen die kalten Maitemperaturen den Mauserbeginn verzögert starten? Gössel konnten wir keine entdecken, obwohl hier sicher Graugänse auch brüten. 

Plötzlich ertönten eigenartig krächzende Rufe- Weißbartseeschwalben, die zu den Sumpfseeschwalben gehören. Erstankömmlinge aus dem tropischen Winterquartier, ein Vierertrupp im rasanten Überflug. Bald darauf sahen wir auch eine Gruppe Trauerseeschwalben, zwar überwiegend schwarz, aber wunderschön und elegant im Flug. Hoffen wir auf erfolgreiche Bruten dieser seltenen Arten.

 

 

Was sich im Kräutich versteckt, konnten wir bei einem weiteren Überflug eines Seeadlers beobachten. Wolken v.a. von Gründelenten, aber auch von Tauchenten wie Tafel- und Reiherenten stiegen aus der Deckung auf und boten so Gelegenheit, die verschiedenen Arten auch im Flugbild zu unterscheiden.

©Johanna Beweries
©Johanna Beweries

Nun erreichten wir den großen Beobachtungsturm, von dem sich auch die entfernt liegenden westlichen Polderteile gut überblicken lassen. Hier gab es eine Sitzgruppe, so dass erstmal gepicknickt wurde. Aus den dichten Gehölzen am Ufer ließen sich u.a. verschiedene Grasmücken, Gelbspötter hören, so dass nochmals Gelegenheit war, sich Vogelstimmen einzuprägen.

 

Vom Turm bot sich nun ein umfassender Gesamtüberblick über die aquatische Großlandschaft der Großen Rosin. Mehrere Paare Brandgänse boten einen bunten Anblick.

 

Hier nun gab es zumindest aus der Ferne einen Einblick in die großen Kolonien der Lachmöwen, die in Bülten, Schilfstreifen und Seggenrieden ihre Brutplätze haben. Wie viele es sind, ließ sich schwer schätzen, aber beim Überflug einer Rohrweihe, die gemeinschaftlich aufsteigend vertrieben wurde, zumindest erahnen.

 

Dazwischen flogen auch etliche Flussseeschwalben herum, hier ebenfalls Brutvögel. Die Art war uns schon unterwegs aufgefallen, besonders beim Jagen, wenn sie auf der Jagd nach kleinen Fischen kopfüber wie ein Stein ins Wasser stürzen.

 

Zwischen den Lachmöwen ließen sich auch einige Zwergmöwen entdecken, vorjährige Jungvögel, die jetzt Freizeit haben und erst im nächsten Jahr im Norden und Osten Europas brüten.

 

 

Großmöwen gab es auch, mehrheitlich junge Steppenmöwen, die ihr Brutareal in den letzten Jahrzehnten von Osteuropa nach Mitteleuropa erweitert haben und inzwischen auch in Deutschland in zunehmender Zahl brüten.

Wir waren gut vorangeschritten, die Zeit auch. Da viele noch Privates vorhatten, traten wir den Rückweg zum Parkplatz an.

 

 

Es war Kaffeezeit und eine Fahrgemeinschaft machte sich auf die Suche nach einer passenden Lokalität. Im Laden des Klosters Dargun bekamen wir den Hinweis auf das Cafè im Bahnhof, der sich als Volltreffer erweisen sollte. Schön sanierte alte Bahnhofsanlage, gemütliches Ambiente, leckerer, selbst gebackener Kuchen- so gestärkt traten auch wir die Rückfahrt an.

Bericht: Bernd Schirmeister

Beobachtungsliste vom 17.05.2025 Polder "Großer Rosin"

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Beobachtungsliste
Beobachtungsliste der Exkursion zum Pold
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