Auswertung der Wintervogelzählung 2020 des OAMV

Bericht und Auswertung: Bernd Schirmeister

1. Teilnahme und Zählstrecken der Usedomer NABU-Regionalgruppe

Thurbruch, Höckerschwan, Nabu Usedom
Thurbruch: Höckerschwäne im Grünland / Foto: NABU Usedom / B. Schirmeister

 

  • Gebietskulisse ist im Vergleich zum Vorjahr unverändert geblieben
  • insgesamt wurden sechs Zählstrecken auf der Insel bearbeitet, die allesamt seit 2009 Bestandteil des von der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft des Landes M-V intiierten Monitorings sind, um Genaueres über Vorkommen, Verteilung und Häufigkeit der bei uns überwinternden Vögel zu erfahren, so dass es nun in diesem Jahr das zehnjährige Jubiläum des Projektes gab
  • diese Datenreihen sind wertvolle Arbeitsergebnisse, sind doch im Vergleich zur gut untersuchten Brutvogelfauna, Daten zur Verbreitung unserer Vögel im Winter bisher nicht systematisch erhoben worden
  • durch die Beibehaltung der Zählstrecken über nun schon zehn Jahre sind interessante Vergleiche möglich
  • die wichtigsten Lebensraumtypen Wald, Offenland und Siedlung wurden durch Zählungen abgedeckt
  • insgesamt waren sieben Mitglieder und Freunde der NABU- Regionalgruppe beteiligt, denen an dieser Stelle für ihren langjährigen Einsatz Dank ausgesprochen werden soll
  • Siedlung: 
    • Heringsdorf: K.- H. Loist, M. Kaster, z. T. B. Arnold, E. Schmurr
    • Bansin: B. Schirmeister
    • Streckenlänge bei zwei Strecken insgesamt 8, 750 km
  • Wald:
    • zwischen Kölpinsee und Ückeritz
    • Streckenlänge bei einer Strecke insgesamt 3, 600 km
  • Offenland:
    • zwischen Zinnowitz und Krummin: A. und K. Knapp
    • auf dem Gnitz: W. Nehls
    • im Thurbruch: B. Schirmeister
    • Streckenlänge bei drei Strecken insgesamt 12, 500 km.

2. Methodik

Sturm- und Silbermöwen, Saatkrähen und Kraniche in den Niedermoorwiesen / Foto: NABU Insel Usedom/B. Schirmeister
Sturm- und Silbermöwen, Saatkrähen und Kraniche in den Niedermoorwiesen / Foto: NABU Insel Usedom/B. Schirmeister

Nach der von der OAMV vorgegebenen Anleitung waren je eine Zählung in den Monaten Januar und Februar in etwa vierwöchigem Abstand durchzuführen. Geachtet werden sollte auf möglichst günstige meteorologische Bedingungen, z. B. wenig Wind und kein Niederschlag, weil dadurch natürlich die Aktivität der Vögel und damit ihre Erfassbarkeit beeinflusst wird. Die zu wählende Route sollte 3 bis 5 km lang sein, dabei sollte möglichst nur einer der oben genannten Lebensraumtypen erfasst werden. Das lässt sich in der Praxis nicht immer ganz genau einhalten, da es gerade auf Usedom noch abwechslungsreiche und eng miteinander verzahnte

Lebensräume gibt. Auf dieser Route waren alle Vögel zu erfassen, die eine Beziehung zum untersuchten Gebiet haben, d. h. überfliegende Vögel wurden u. U. nicht mitgezählt. Das Zählgebiet sollte dabei kartenmäßig innerhalb eines Messtischblattes liegen, um spätere überregionale Auswertungen zu erleichtern.

3. Erfassungsbedingungen

Thurbruch: überwinternder Graureiher / Foto: NABU Insel Usedom/B. Schirmeister
Thurbruch: überwinternder Graureiher / Foto: NABU Insel Usedom/B. Schirmeister

Wie schon die vier vorangegangenen Winter begann auch dieser Winter im Dezember mit  einer langen milden Periode, die bis in den Januar und Februar hinein anhielt. Temperaturen um den Gefrierpunkt gab es nur ganz vereinzelt und dann auch nur nachts. Ansonsten lagen die Temperaturen immer im positiven Bereich, oft sogar mit zweistelligen Werten, häufig war es mit westlichen Strömungen regnerisch und windig, manchmal auch stürmisch. Das sehr milde Winterwetter hatte natürlich Auswirkungen auf die Anwesenheit und das Verhalten der Vögel, überall hielten sich noch größere Scharen von Wasservögeln auf, viele Kranichpaare hatten ihre Reviere gar nicht verlassen, auch Rasttrupps  bevölkerten die Landschaft, bei den Singvögeln kam es in M-V zu Überwinterungen von Singdrosseln,  Hausrotschwänzen, Mönchsgrasmücken, Bachstelzen  u. a. Arten.

4. Ergebnisse

Scharen rastender Graugänse bei Reetzow / Foto: NABU Insel Usedom/B. Schirmeister
Scharen rastender Graugänse bei Reetzow / Foto: NABU Insel Usedom/B. Schirmeister

Insgesamt wurden 16877 Vögel erfasst (2018: 16630 Vögel, 2019: 10919). Dabei wurden bei der ersten Zählung im Januar 8385 Vögel und bei der zweiten Zählung im   Februar 8492 Vögel registriert. Ein zahlenmäßig ähnliches Ergebnis wie 2018, aber ein wesentlich höheres Ergebnis als im  Vorjahr, trotz vergleichbarer milder Witterungsbedingungen. Die fast gleichmäßige Verteilung der Vögel auf die beiden Zählungen ist andererseits ein guter Hinweis auf den recht gleichförmigen Witterungsverlauf über den gesamten Winter, das zeigt sich v.a. bei den Zahlen für Greifvögel, einige Krähenvögel Drosseln und Meisen. Andererseits gab es bei einigen Arten auch noch stärkere Verschiebungen, z. B. bei den  Gänsen und Finken. Insgesamt wurden 62 Arten registriert (2019: 64, 2018: 68), dabei fehlte keine der typischen Wintervogelarten. Das Gros der Vögel wurde wieder von wenigen Arten bzw. Artengruppen gebildet, das sind Krähenvögel, Meisen und Finken, z. T. auch Drosselvögel und im Offenland Gänse. Viele Arten kamen oft nur in kleinen Gruppen oder Einzelexemplaren zur Beobachtung, aber gerade diese auch zu entdecken, macht oft den Reiz einer solchen Zählung aus, spornt den Ehrgeiz des Beobachters an, nachdem man die üblichen Verdächtigen über die Jahre recht gut kennengelernt hat. Die große Anzahl von Arten zeigt aber auch die Vielgestaltigkeit der untersuchten Lebensräume  sowie deren Habitatqualität. Wobei es dabei zu großen Unterschieden kommen kann und nicht jeder Zähler von jedem Beobachtungsgang beseelt nach Hause kommt. Vor allem die Agrarlandschaft, speziell Ackerfluren, machen im Winter oft einen ausgeräumten, ja fast vogelleeren Eindruck. Manchmal ergeben sich jahrweise oder auch monatsweise Unterschiede z. B. durch gefrorenen Boden, die Verfügbarkeit von Beerennahrung im Offenland, Störungen durch land- oder forstwirtschaftliche Arbeiten, Störungen durch Prädatoren, wenn z. B. jagende Seeadler gerade die Gänsemassen vertrieben haben usw. Der Wald erwies sich erneut als artenärmster Lebensraum, was aber nicht verwundern darf, bietet er doch im Winter nicht so vielen Vogelarten geeignete Lebensbedingungen. Dafür traten manche Arten wie Ringeltaube, Kohl- und Blaumeise, Buch- und Bergfink oft in größeren Individuenzahlen auf, denn in diesem Jahr gab es wie 2018 reichlich Bucheckern, die über Wochen eine verlässliche Nahrungsquelle für diese Arten bot. Allerdings schienen die Vorräte im Februar langsam zur Neige zu gehen, wie man an den abnehmenden Zahlen bei der zweiten Zählung erkennen konnte. In den Siedlungen zeigte sich ein differenziertes Bild: es wurden viele Arten beobachtet, es gab aber keine Massenvorkommen. Auffällig waren die auf Grund des milden Wetters erneut nur wenigen Futterstellen, so dass auch deshalb Konzentrationseffekte ausblieben. Im Offenland wurden 49 Arten gezählt, hier spielt natürlich die Habitatqualität eine entscheidende Rolle. Ob ausgeräumte Agrarlandschaft oder strukturreiches Grünland ist für viele Arten der überlebenswichtige Unterschied. Zur Darstellung weiterer Zusammenhänge sei hier ausdrücklich auf die ausführliche Auswertung der Wintervogelzählung 2016 verwiesen. 

1. Wasservögel

  • insgesamt kamen 16 Arten zur Beobachtung (2019: 13 Arten)
  • bei den Wasservögeln (nicht Zielarten dieses Programmes) waren um den Jahreswechsel  auf den inneren Küstengewässern sowie der Ostsee und den Binnenseen noch große Ansammlungen zu beobachten, wie die Ergebnisse der Mittwinterzählung für Wasservögel deutlich zeigten
  • manchmal halten sich aber auch auf den Wiesengräben z. B. des Thurbruchs Graureiher, Stockenten und Höckerschwäne auf, die dann natürlich mit erfasst werden
  • die offene Agrarlandschaft wird v. a. von Gänsen zur Rast und Nahrungssuche genutzt, was durch das Fehlen von Schnee den ganzen Winter über möglich war
  • typisch für die Gänse ist im Winter der kleinräumige, manchmal auch großräumigere Wechsel der Nahrungsflächen, so dass die Vögel viel umherziehen, aber immer wieder Trupps an den traditionellen Plätzen auftauchen - das zeigt sich auch an halsbandmarkierten Gänsen
  • dabei sind Graugänse am ortstreuesten
  • ein besonderer Höhepunkt war natürlich die Beobachtung einer Rothalsgans im Thurbruch, später waren dort sogar zwei Ind.
  • die stetigen Zahlen sibirischer Weißwangengänse dokumentieren auch bei uns den positiven Bestandstrend bei dieser Art, Mitte Februar rasteten im Thurbruch über 1000 dieser hocharktisch brütenden Vögel, im Peenetal waren es sogar über 4000 Weißwangengänse
  • beim Kranich (23 insgesamt, 01/22), (2019: 7) kam es zu durchgängigen Überwinterungen,  eine in den vergangenen zwei Jahren landesweite Tendenz, teilweise hatten die Brutpaare ihre angestammten Reviere gar nicht verlassen und konnten sogar noch mit ihren vorjährigen Jungen beobachtet werden
  • diese Tendenz der frühen Revierbesetzung verstärkte sich nochmals im Februar als bereits weiterer Zuzug erfolgte
  • im Peenetal überwinterten sogar Gruppen von über 100 Kranichen, in der Friedländer Großen Wiese sogar über 1000 Ind.  
  • die in den Siedlungen beobachteten Möwen nutzen oft die Dächer der alten Villen an der   Promenade zur Rast, so dass sich ein Bezug zum Zählgebiet ergibt
  • auffällig waren Möwen auch in den weitläufigen Niedermoorwiesen, v. a. Sturmmöwen waren durchgängig anwesend und nutzten die Wiesen erfolgreich zur Nahrungssuche z. B. nach Regenwürmern

 

2. Greifvögel

  •  insgesamt kamen 6 Arten zur Beobachtung (2019: 6, 2018: 7)
  • dabei fehlten typische Winterarten wie Habicht oder Kornweihe
  • häufigste Art war der Mäusebussard mit 16 Ind. (2019: 16, 2018: 18) und ausgeglichener Verteilung bei beiden Zählungen (7/9), dabei dürfte es sich im Wesentlichen um den heimischen Brutbestand gehandelt haben, nennenswerten Zuzug aus nördlichen und östlichen Gebieten gab es auf Grund der milden Witterung nicht, dabei standen Mäuse als Nahrungsgrundlage in ausreichendem Maße und durchgängig zur Verfügung
  • Seeadler sind insgesamt 25 (7/18) beobachtet worden (2019: 16), teilweise kommt es immer wieder zu Konzentrationen v. a. von Jungadlern, die z. B. Gänse gemeinsam jagen
  • Ablesungen beringter Adler zeigen einen weiten Einzugsbereich der bei uns überwinternden Adler aus ganz   M-V, den angrenzenden Bundesländern und auch aus den Ostseeanrainerstaaten
  • die jahrweisen Unterschiede sind schwierig zu interpretieren,  manchmal sind es kleinräumige Verlagerungen, die aus günstigen Nahrungsquellen resultieren können (z. B. hielten sich Anfang Februar allein am Schmollensee bis zu 48 Seeadler auf), durch das milde Wetter sind wohl aber viele Adler östlich verblieben und gar nicht bis zu uns gekommen, allerdings wurden bei der Mittwinterzählung Mitte Januar inselweit und am festlandseitigen Peenestrom insgesamt 176 Seeadler erfasst
  • ein besonderes Erlebnis sind immer Sichtungen von Wanderfalken, nach jahrelang nur Durchzugs- und Winterbeobachtungen brütet die Art inzwischen auch wieder in M-V und erfreulicherweise nach 50jähriger Abwesenheit sogar wieder auf der Insel Usedom

 

3. Tauben und Spechte

  • Ringeltauben kamen insgesamt 716 (463/253) zur Beobachtung (2019: 334, 2018: 254), also ein vergleichsweise sehr hoher Wert
  • sowohl im Wald als auch in Siedlungen in Parks mit entsprechendem Baumbestand  nutzten die Ringeltauben die reiche Bucheckernmast (2019 die Eichelmast) des Herbstes als Nahrungsgrundlage, teilweise kam es erneut zur Bildung von Schwärmen, die die Parks auch gleich als Schlafplätze nutzten
  • die starke Abnahme bei der zweiten Zählung zeigt, dass die Vorräte an Bucheckern zur Neige gingen
  • häufigster Specht war der Buntspecht mit 31 Ind. (2019: 30, 2018: 29), die Unterschiede zwischen beiden Zählungen (22/9) können erfassungsbedingt sein, denn man darf nicht vergessen, dass solche Zählungen trotz guter Optik, scharfer Augen und Ohren immer nur kurze Momentaufnahmen darstellen
  • zumindest auf der Zählstrecke Bansin hat sich gezeigt, dass die Spechtreviere auch im Winter zuverlässig besetzt sind, im Februar steigt allerdings die Aktivität mit verstärkter Balz und dem arttypischen Trommeln der Vögel, so dass sie dann eigentlich besser zu erfassen sein sollten
  • dann können auch die Wetterbedingungen bei der Erfassung entscheidend sein, denn bei kaltem Wind wird natürlich weniger gebalzt als bei Sonnenschein und Wärme
  • auffällig ist das Fehlen des Schwarzspechtes, obwohl er als Standvogel auf zumindest zwei Zählstrecken zu erwarten gewesen wäre, aber vielleicht waren sowohl Specht als auch Erfasser einfach zur falschen Zeit am falschen Ort

 

4. Krähenvögel

  • Krähenvögel wurden in allen untersuchten Lebensräumen angetroffen, was für die hohe ökologische Anpassungsfähigkeit dieser Artengruppe spricht
  • erneut wurden sechs verschiedene Arten gesehen
  • die Art mit der höchsten Stetigkeit und weitesten Verbreitung ist die Nebelkrähe, die als Nahrungsopportunist viele verschiedene Lebensräume und Nahrungsquellen zu nutzen weiß, vom Spülsaum am Strand, zum Komposthaufen im Ort über Äcker und Wiesen in der Agrarlandschaft bis hin zum überfahrenen Wild am Straßenrand 
  • Saatkrähen kommen auf Usedom nur noch als Wintergäste vor, Dohlen sind sehr seltene Brutvögel, die im Winter Verstärkung v.a. aus östlichen Regionen erfahren
  • die hohen Zahlen bei den Zählungen in Bansin resultieren aus dem wieder gut besetzten Schlafplatz im Ort, die schwankenden Zahlen zeigen, dass es auch an solchen durchgängig besetzten Schlafplätzen im Laufe des Winters immer auch eine bestimmte Dynamik gibt
  • in den vergangenen Jahren nutzten die Krähen regelmäßig Ausweichschlafplätze im Binnenland (v.a. bei kaltem Ostwind schliefen die Krähen eine oder mehrere Nächte nicht in den Bäumen in Strandnähe, sondern an einem unbekannten Platz im Binnenland, kehrten anschließend aber immer wieder nach Bansin zurück)
  • morgens erfolgt der Abflug der Saatkrähen und Dohlen meist noch in der Dämmerung schnell als großer Pulk, während die Nebelkrähen länger schlafen und ihnen mit zunehmender Helligkeit etwas später und über längere Zeit verteilt als kleine Gruppen folgen, tagsüber verteilen sich diese Krähenvögel weiträumig in der Landschaft, z.B. in den Niedermoorwiesen des Thurbruchs oder bei Neppermin bis hin zu den Wiesen und Feldern um die Stadt Usedom

 

5. Singvögel

  • zu dieser Vogelgruppe gehören auch die vorstehend besprochenen Krähenvögel
  • sie sind die artenreichste Gruppe und stellen mit 30 Arten (2019: 32, 2018: 42) die Hälfte aller registrierten Arten
  • auffällig ist die deutlich geringere Artenzahl im Vergleich zu den Vorjahren, manche Arten werden oft nur in Einzelexemplaren registriert und fehlen dann jahrweise, z. B. gab es in diesem Winter kaum Seidenschwänze bei uns, Tannenmeise, Gartenbaumläufer, Berghänfling und Grauammer fehlten ganz
  • Drosseln, Meisen und Finken bildeten die zahlenmäßig stärksten Gruppen 
  • einige Beispiele sollen das erläutern:
  • Wacholderdrosseln wurden 253 (140/113) gezählt (2019: 199, 2018: 1275), die gleichmäßige Verteilung spricht für ein gutes Nahrungsangebot an Früchten z. B. Weißdorn
  • Amseln wurden 112 (68/44) gezählt, die Art kommt wesentlich stärker im Siedlungsbereich vor als die Wacholderdrossel, unklar ist die starke Abnahme bei der zweiten Zählung
  • Rotkehlchen waren es insgesamt 49 (2019: 34, 2018: 37), die hohe Zahl spricht für viele Überwinterer, die Gleichverteilung (27/22) ist eventuell ein Hinweis darauf, dass es sich bei diesen Rotkehlchen um Inhaber von Brutrevieren handelt, die ihr Territorium auch im Winter verteidigen und durch häufige Rufe ihre Anwesenheit zeigen
  • Kohlmeisen wurden insgesamt 779 gezählt (2019: 469, 2018: 742), die im Vergleich ähnlichen Zahlen wie 2018 Zahlen können auf die Nahrungsgrundlage (Bucheckern) hindeuten, die es vor zwei Jahren ebenfalls reichlich gab
  • auch die Gleichverteilung (361/418) auf den Zählstrecken spricht dafür, an Futterhäusern waren Kohlmeisen in diesem Winter auffällig seltener anzutreffen, dafür umso häufiger im Wald 
  • Blaumeisen wurden 360 (148, 212) gezählt (2019: 326, 2018: 337), davon allein 219 auf der Waldstrecke bei Kölpinsee, was auch für Bucheckern als Hauptnahrung spricht
  • Zaunkönige kamen insgesamt 32 (19/13) zur Beobachtung (2019: 28, 2018: 41),  im Vergleich zu den Vorjahren ein mittlerer Wert, dabei beherbergt unsere Region sowohl nordische Überwinterer als auch angestammte Reviervögel, die sich oft auch mitten im Winter lautstark zu Wort melden  
  • Haussperlinge wurden 600 (310/290) erfasst (2019: 601, 2018: 571), die Art ist ja ausschließlich auf Ortschaften und deren Randlagen beschränkt, im Laufe der Zeit lernt man die bevorzugten Aufenthaltsorte der Vögel gut kennen, oft sind das Bereiche mit dichten Hecken, die Schutz bieten und auch zum Schlafen genutzt werden, 
  • Schwankungen zwischen den Jahren deuten auf unterschiedlichen Bruterfolg hin, während die Bestände erfreulich stabil sind
  • Stare (22 insgesamt, 9/13),  (2019: 122, 2018: 494) wurden bei beiden Zählungen angetroffen, so dass es erneut zu durchgängigen Überwinterungen gekommen ist, häufig sind sie mit Wacholderdrosseln vergesellschaftet, weil sie die gleichen Nahrungsquellen in den Niedermoorwiesen nutzen
  • die im Vergleich zu den Vorjahren deutlich niedrigeren Zahlen weisen auf geringere Winterbestände hin, was sich auch im Peenetal zeigte
  • Grünfink (322 insgesamt, 229/93), (2019: 227), die Art tritt konzentrierter in den Ortschaften auf, wo sie an Futterstellen und in Gärten ein häufiger Gast ist, aber auch im Offenland trifft man die Art in geringerer Zahl an, wo sie als Körnerfresser Nahrung findet 
  • die Unterschiede zwischen den beiden Zählungen betreffen einen großen Schwarm auf einer Ruderalfläche im Thurbruch
  • Bergfink wurden 430 gezählt (430/0), während die Art 2019 fehlte, wurde sie 2020 auch nur bei der ersten Zählung im Buchenpark in Bansin festgestellt, mit dem Abnehmen der Bucheckernvorräte verschwand die Art wieder
  • Erlenzeisig (die Art ist ein zwar kleiner, aber auffälliger Wintervogel, weil er oft in größeren Schwärmen auftritt und sehr ruffreudig ist)  wurden 1048 Ind. gezählt (312/727), 2019 nur 377 Ind.
  • die Art kommt bei Nahrungsengpässen sogar an Futterhäuser, wo sie z. B. Sonnenblumenkerne fressen, sie halten sich ansonsten aber vorwiegend in Erlengehölzen auf, wo sie sich von den Samen der Bäume ernähren
  • die höhere Zahl bei der zweiten Zählung deutet entweder auf verstärktes Umherstreifen bei der Nahrungssuche hin oder aber auf beginnenden Heimzug
  • Goldammern wurden insgesamt nur 15 gesehen, (2019: 101) und waren damit auffällig selten, Goldammern schließen sich im Winter oft zu Trupps zusammen, um im Offenland in Ruderalvegetation oder an Viehhaltungen Sämereien zu fressen, wofür es eigentlich auch in diesem Winter gute Voraussetzungen gab

 

5. Besonderheiten

Sturm- und Silbermöwen, Saatkrähen und Kraniche in den Niedermoorwiesen / Foto: NABU Insel Usedom/B. Schirmeister
Sturm- und Silbermöwen, Saatkrähen und Kraniche in den Niedermoorwiesen / Foto: NABU Insel Usedom/B. Schirmeister
  • Rothalsgans (1), die Art wurde bereits bei den Wasservögeln mit erwähnt. 
  • Kiebitz (108), als Brutvogel leider stark rückläufig, aber ein häufiger Durchzügler im  Frühjahr und Herbst, Überwinterungen kommen hier im Ostteil des Landes nur sehr selten vor, deshalb überrascht die hohe Zahl
  • es zeigten sich aber im Verlauf des Winters an vielen Stellen immer wieder Kiebitztrupps, die manchmal weiträumig umherwanderten und erfolgreich überwinterten, im Peenetal rasteten mehr als 600 Kiebitze
  • Rotdrossel (1), Zugvogel aus Skandinavien, der in Südeuropa überwintert, gelegentlich  

  verbleiben Einzelvögel in Trupps von Wacholderdrosseln

  • Wiesenpieper (16), eigentlich ebenfalls ein Zugvogel, in milden Wintern verbleiben  manchmal einzelne im Grünland, diese Tendenz verstärkt sich in den letzten Jahren
  • Raubwürger brüten auf Usedom nicht mehr, skandinavische Gäste halten jedoch jährlich  mehrere großflächige Winterreviere auf der Insel, es ist trotzdem nicht so einfach, die Art dann dort auch zu finden

 

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Die komplette Auswertung unserer fünf Zählgebiete in Tabellenform
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Auswertung der Wintervogelzählungen 2020
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