Der NABU reißt Bäume aus

wir packen das Übel an der Wurzel

Fotos und Bericht: Bernd Schirmeister und Cornelius Friedrich

Die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Vorpommern-Greifswald hatte eingeladen und viele ehrenamtliche Naturschützer kamen zum gemeinsamen Arbeitseinsatz, der nun schon zur jährlichen Tradition geworden ist. Neben etlichen Vertretern des behördlichen Naturschutzes waren ca. 35 langjährige Aktive vor allem aus den Regionen Greifswald, Anklam und Ueckermünde auch hier aktiv. Für unsere NABU-Regionalgruppe war es ein Heimspiel, denn Ort des Geschehens war der Inselnorden. Aus unserer Gruppe waren Kathrin Räsch und ihr Mann Jürgen, Winfried Becker, Thomas Eschenauer, Cornelius Friedrich, Edeltraut Schmurr sowie der Unterzeichner mit dabei. Das Wetter meinte es nicht so gut mit uns, denn es regnete zwischendurch immer wieder.

Treffpunkt war um 09.30 Uhr am Schullandheim in Peenemünde. Dort wurden alle vom Amtsleiter Naturschutz, Herrn Weier, begrüßt. Wir teilten uns in zwei Teams ein und bildeten erstmal Fahrgemeinschaften. Eine Gruppe fuhr an den Peenestrom zwischen Karlshagen und Peenemünde. Dort gibt es zwischen Deich und Schilfgürtel eine ca. 1 ha große, artenreiche Feuchtwiese mit insgesamt 16 Rote-Liste-Arten, darunter zwei Orchideen, das Breitblättrige Knabenkraut und Ruthes Knabenkraut. Während die erste Art im Land noch relativ häufig vorkommt, hat Ruthes Knabenkraut landesweit hier ihre einzigen Vorkommen mit noch zwei weiteren Standorten um Peenemünde, ist also artenschutzrechtlich sehr bedeutsam. Früher wurden solche Standorte oft beweidet, z. B. mit Schafen, so dass der Schutz der Pflanzengemeinschaft durch Nutzung erfolgte. Das ist heute nicht mehr rentabel und es findet sich kein Tierhalter für solche wichtigen Naturschutzaufgaben. Deshalb ist die Mahd die einzige Möglichkeit, Verschilfung oder Verbuschung entgegenzuwirken. Das ist zwar aufwändig, zudem sind diese Flächen von ständigem Einsatz des Menschen abhängig, sichert aber den Erhalt der bestandsbedrohten Arten und Lebensräume.

Nachdem der Kreiselmäher seine Arbeit getan hatte, galt es nun, die Biomasse zu entfernen. Das ist wichtig, um die natürliche Nährstoffarmut solcher Sumpfwiesen zu erhalten, da sich sonst ziemlich schnell Allerweltsarten ausbreiten, deren Konkurrenz die seltenen Arten nicht gewachsen sind. Zudem begünstigt das liegengebliebene Heu Schattenwirkung und Fäulnisprozesse mit ebenfalls negativen Folgen für die an den Standort und seine Bedingungen angepassten schützenswerten Pflanzenarten. Also harkte eine Gruppe erstmal alles zu großen Haufen zusammen, während eine zweite Gruppe das Altheu mit Forken auf große Planen packte. Diese wurden dann mit vereinten Kräften über die durch Regen und Bodenfeuchte nasse und sumpfige Wiese an den Rand gezogen. Wir konnten zufrieden sein. Das Areal hatte das triste grau-ocker des Altgrases verloren und schimmerte nun trotzt der grauen Regenwolken in zartem Grün.

Die zweite Gruppe machte sich auf den Weg in den Wald in das Naturschutzgebiet Peenemünder Haken. Das Gebiet zählt zu den jüngeren Bildungen auf der Insel. Nach ausgedehnten Flachwasserzonen, Windwatten, Strand und weiten Schilfbereichen besteht der küstennahe Wald aus zahlreichen Strandwällen, auf denen v. a. Kiefern stocken. In diesem eigentlich trockenen Areal gibt es an einigen Stellen kleine Dünentäler mit offenen Sandflächen und manchmal sogar Wasser. Diese oft nur kleinen Flächen sind trotzdem äußerst wertvolle Lebensräume für zahlreiche Tiere und Pflanzen wie Laufkäfer, Solitärwespen, Ameisenlöwen, Sonnentau und Bärlapp. Ohne Pflege würden diese Flächen schnell vollständig bewalden, beschatten und zuwachsen und damit den auf besonnte, trockenwarme oder feuchte Bedingungen angepassten und oft auch schon seltenen Arten die Lebensgrundlage entziehen.

Einem solchen feuchten Dünental galt der zweite Einsatz. Wir waren dort vor sechs Jahren schon einmal aktiv, hatten damals große Kiefern entfernt. Dass der damalige Einsatz erfolgreich war, konnte man an den alten Baumstümpfen sehen, von denen keiner wieder neu ausgetrieben hatte. Aber es gab zahllosen Nachwuchs. Durch Samenanflug waren erneut Hunderte kleiner Kiefern in der Größenordnung von 5 cm bis knapp 50 cm aufgewachsen. Also hieß es bücken und kräftig ziehen. Das funktionierte, sogar ohne Technik. Aber es waren Massen an Bäumchen, die manchem sogar ein bisschen leid taten. Während an anderer Stelle vom NABU Bäume gepflanzt werden, rissen wir sie hier in Mengen aus. Aber hier heißt das Schutzziel auch nicht Waldvermehrung, sondern Erhalt eines seltenen Lebensraumes. Bald waren überall größere Haufen von Kiefern aufgeschichtet, die in den Randbereichen des Areals abgelagert wurden. Mit Hilfe der mitgebrachten Motorsäge wurden dann auch noch mehrere größere Bäume am Rand entfernt, die mit ihrem Schattenwurf eine negative Wirkung haben. Der zuständige Revierförster der Bundesforst, Herr Wobser, hatte uns einen Hänger an den Wegrand gestellt, so dass wir zum Schluss noch Müll sammeln konnten, was sich leider auch als notwendig erwies. Wer mag wohl die benutzte Windel abgelegt haben, wer aus all den Flaschen und Gläsern getrunken und gegessen haben, die dort lagen?

Nun ging es zurück zum Schullandheim, wo wir fast zeitgleich mit der zweiten Gruppe eintrafen, die ihre Aufgabe ebenfalls erfolgreich bewältigt hatte. Rainer Adam vom BUND lotste uns gleich zu einem weiteren Orchideenstandort in der Nähe. Dort galt es, von der letzten Mahd liegengebliebene zahlreiche Heuballen zu entfernen. Mit vereinten Kräften gelang das recht schnell, so dass auch auf dieser Wiese für die Orchideen wieder gute Wachstumsbedingungen geschaffen wurden.

 

Nach der Arbeit kommt das Vergnügen. Im Speisesaal des Schullandheims wurde es schnell gesellig. Edeltraut spendierte Eierpunsch, richtig gutes Material, das schön durchwärmte. Dann war auch die Kartoffelsuppe fertig, die die Kollegen des Schullandheims gezaubert hatten, ebenfalls richtig lecker, mit oder ohne Würstchen. Nach ausgiebigem Klönsnack verabschiedete man sich nach und nach und alle machten sich auf den Heimweg.