Wer kennt schon Sphex funerarius Gussakovski?

Fotos und Bericht: Kathrin Räsch

11.08.2021

Schleierkraut / Foto: NABU Insel Usedom, Kathrin Räsch
Schleierkraut / Foto: NABU Insel Usedom, Kathrin Räsch

Der Schwerpunkt unserer Arbeit in der Gruppe liegt beim großen Thema Vögel, das ist bekannt. Jedoch heißt das nicht, dass uns andere Bereiche unwichtig sind. 

In diesem Sommer waren es die Insekten, die in unserer Familie für ein besonderes Erlebnis sorgten: Den Garten um unser Haus herum gestalten wir nach Möglichkeit insektenfreundlich. Das ist eine Selbstverständlichkeit. 

Zu den Pflanzen, die viele Insektenscharen anziehen, gehört unser Schleierkraut. Es ist das Rispige Schleierkraut, im Juli öffnen sich unzählige kleine weiße Blüten, die Insekten aller Art anlocken. Verschiedenste Bienen, Fliegen, Schmetterlinge und auch Wespen laben sich am Nektar, der offenbar reichlich vorhanden ist. Tagelang duftet es in der Nähe dieser imposanten Staude. Der Anblick der meisten Tiere, die dort kriechen und flattern ist mir vertraut, die allermeisten sind mir aber vom Namen her unbekannt.

In diesem Sommer erschien dort ein Insekt, das ich noch nie gesehen habe und das durch seine enorme Größe sofort auffiel. Es war fast drei Zentimeter groß, das machte es ihm nicht schwer, den anderen Insekten gegenüber ausgesprochen aggressiv aufzutreten. Der Hinterleib war teils orangerot, teils schwarz gefärbt. Das Tier erinnerte mich an Grabwespen. So prägnant, wie dieses Tier wirkte, hätte es doch ein Leichtes sein müsse, es im Bestimmungsbuch zu finden!  Fehlanzeige! Mein Bestimmungsbuch konnte mir nicht weiterhelfen.

Meine Neugier war aber geweckt. Ich hatte Fotos von dem Tier gemacht, die zwar nicht gut waren, aber doch das Wesentliche zeigten und fragte einen Bekannten, ober er dieses Tier kennt, dieser fragte wiederum einen Bekannten… 

Ich war ganz neugierig auf die Antwort und musste auch nicht lange warten. Bald kam eine ganz begeistere Nachricht von Chr. Kornmilch, dem hiesigen Bienen-Spezialisten: Es handelt sich um die Große Heuschreckensandwespe Sphex funerarius Gussakovski.

Heuschreckensandwespe / Foto: NABU Insel Usedom, Kathrin Räsch
Heuschreckensandwespe / Foto: NABU Insel Usedom, Kathrin Räsch

Diese Art ist ein Neubürger in MV, sie ist 2019 zum ersten Mal gefunden worden. Nun kommt 2021 Kölpinsee auf Usedom zu der Liste der Sichtungsorte dazu.

Der Name Heuschreckensandwespe bezieht sich auf die spezielle Brutpflege. Auch, wenn das erwachsene Tier Nektar trinkt, ist die Brutpflege alles andere als vegetarisch: Als Futter für die Brut werden betäubte Heuschrecken in die Brutröhren geschoben. Man kann sich vorstellen, dass das Insekt, das so etwas schafft, schon recht groß sein muss.

Das Besondere findet sich oft vor der eigenen Haustür. Es muss ja nicht unbedingt eine neue Tierart sein. Viele große und kleine Wunder erschließen sich, wenn man genauer hinschaut.

Auch unsere Mitstreiterin Jana Freitag konnte in ihrem Garten in Karlshagen einen neuen Mitbewohner entdecken, die Insektenapp verriet ihr, dass es sich hierbei um einen Trauermantel handelt.

Trauermantel / Foto: NABU Usedom, Jana Freitag
Trauermantel / Foto: NABU Usedom, Jana Freitag