Exkursion zum NSG Mümmelkensee am 17.06.2017

Text und Fotos: Bernd Schirmeister

Am Sonnabend, den 17.06.17 war die nächste Exkursion unserer NABU angesagt. Ziel war das NSG Mümmelkensee im Wald bei Bansin.

 

Der Mümmelkensee hat eine Größe von 6 ha und steht seit 1957 unter Naturschutz. Es ist ein Kesselmoor, das im zentralen Teil einen 2 m tiefen wassergefüllten Kolk besitzt. Das Moor liegt in einer tief in seine reliefreiche sandige Umgebung eingesenkten Hohlform. Seine Entstehung geht auf die letzte Eiszeit zurück, als in der Eiszerfallsphase ein großer Toteisblock verschüttet wurde, der nach dem Auftauen das heutige artenreiche Kesselmoor bildet. Die Moormächtigkeit beträgt im Zentrum bis zu 15 m. Es wird nur durch Niederschläge und Zulaufwasser von den umliegenden Höhenzügen gespeist. Das Gebiet war in seiner Geschichte keiner menschlichen Nutzung unterworfen, wurde nie entwässert oder Torf abgebaut, was es heute besonders wertvoll macht. So konnte sich über Tausende von Jahren eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt entwickeln.

 

Namengebend ist der Schwimmblattgürtel der Großen Mummel, einer gelb blühenden Teichrose. Weiterhin gibt es verschiedene Torfmoose, die am Aufbau des Moores beteiligt sind, Binsen, Seggen, Wollgräser, den Fieberklee sowie Rundblättrigen Sonnentau und Moosbeere. Auf dem Schwingrasen wachsen Wassernabel und Wasserfenchel im Randbereich Helmkraut und Strauß- Gilbweiderich. Ein auffälliger Zwergstrauch ist die Rosmarinheide dazu der Sumpfporst, auch Mottenkraut genannt, weil sein Geruch die Motten vom heimischen Kleiderschrank fernhält. Vertreter der Tierwelt sind eine artenreiche Libellenfauna sowie Amphibien, die den See als Laichgewässer nutzen und Reptilien wie die Ringelnatter. Im Umfeld des Restsees und seines Schwingrasengürtels stocken auf den umliegenden steilen Höhenzügen beeindruckende Buchenwälder, die z. B. Schwarzspecht, Hohltaube und verschiedene Fledermausarten beherbergen.

 

In den letzten Jahrzehnten gab es leider durch fehlende Niederschläge und Schmelzwasser immer wieder ausgedehnte Trockenperioden, in denen sich ein teils dichter Baumbestand aus Birken und Kiefern entwickelt hat, der durch seine Verdunstung dem Moor weiteres Wasser entzieht. Erst seit kurzem ist dieser negative Prozess offenbar zumindest kurzzeitig ins Stocken geraten, denn v. a. auf der westlichen Seite des NSG sind viele Bäume abgestorben, stürzen nun nach und nach um, so dass wieder offene lichte Bereiche entstehen, die der ursprünglichen Moorvegetation neue Chancen zur Entwicklung geben.

 

Am Exkursionstag konnte allerdings von fehlenden Niederschlägen keine Rede sein. Dass ein Kesselmoor von Regenwasser gespeist wird, konnten die sieben unverwegten Teilnehmer hautnah erleben. Aber Wasser bedeutet ja Leben und so war die Laune trotzdem gut. Unser Botaniker Werner Schnapp leitete die Exkursion, hatte sich gut vorbereitet und zeigte manch interessantes Gewächs, an dem wir sonst vermutlich vorbeigelaufen wären. Besonders beeindruckend war der Rundblättrige Sonnentau, eine Fleisch fressende Pflanze, die so angepasst der Nähstoffarmut im moorigen Milieu widersteht. Die Mummeln blühten, ebenso Moosbeeren und der Sumpfporst, von dessen kräftigem Geruch sich alle Teilnehmer überzeugen konnten. Erfreut waren auch die Mücken über die Besucher ihres Biotopes, wer ungeschützte Körperstellen preis gab, dem blieb schließlich nur der Einsatz der chemischen Keule. Libellen machten sich hingegen rar, aber das lag sicher am nassen und kühlen Wetter. Beeindruckend war auch die natürliche Unordnung durch die umgestürzten und kreuz und quer liegenden Bäume auf der westlichen Seite des Moores. Hier beginnen sich Sumpfporst und andere Arten wieder auszubreiten. Giftiges wie den Wasserdost gab es auch. Hübsch anzuschauen war die zartgliedrige Wasserfeder, die teils dichte Bestände bildet, ebenso wie der Fieberklee mit seinen weißen gefransten Blüten. Eine seltene Vogelart konnte gleich zu Beginn verhört werden, der Zwergschnäpper ließ seinen auffälligen Gesang aus einem Kiefernaltholz mit dichter Buchensukzession ertönen. Aber auch Singdrossel Rotkehlchen, Buchfink und Co. ließen nach dem Regen ihre Reviergesänge wieder hören. Mit Fitis, Zilpzalp und Waldlaubsänger konnten alle drei Laubsängerarten gehört werden. Das feuchte und warme Wetter der letzten Tage ließ bereits Pilze wie Steinpilze, Perlpilze und Boviste aus dem Boden sprießen. Mit nassen Füßen und vielen interessanten Eindrücken aus dem Leben des Moores traten die Teilnehmer den Heimweg an.

 

Legende zu den Fotos:

 

1 - Blick über die Wasserfläche im zentralen Teil des Moores

 

2 - Blühende Moosbeeren

 

3 - Artenvielfalt am Boden, selbst auf einem einzelnen Kiefernast

 

4 - Blüten der Gelben Teichrose (Mummel)

 

5 - Blätter der Sumpfcalla

 

6 - Nasse Vielfalt am Gewässerrand mit Wassernabel, Sumpfcalla und Teichrose

 

7 - Sumpfporst

 

8 - Fieberklee

 

9 - Wasserfeder