Bibertage Mecklenburg-Vorpommern 2025

Eine Veranstaltung über einen Landschaftsgestalter mit Biss

Die diesjährigen Bibertage Mecklenburg-Vorpommern fanden am 13. und 14. Juni 2025 in Anklam und Umgebung statt. 

 

Veranstaltet wurden die Bibertage zum Thema "50 Jahre Wiederansiedelung des Bibers an der Peene" vom Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie (LUNG) in Kooperation mit Rewilding Oder Delta. Im Fokus stand die beeindruckende Rückkehr des Bibers in unsere heimischen Gewässer: Noch vor 25 Jahren lebten in Mecklenburg-Vorpommern rund 400 Tiere – heute sind es etwa 4.500.

 

Ich selbst konnte nur am ersten Tag dabei sein. Im Theater Anklam standen spannende Fachvorträge rund um den Biber im Mittelpunkt: seine Rückkehr, seine Rolle als Landschaftsgestalter und die Herausforderungen im Spannungsfeld zwischen Naturschutz und Landnutzung.

 

Für den zweiten Veranstaltungstag standen dann praxisnahe Workshops und Exkursionen auf dem Programm, um das Wissen weiter zu vertiefen. 

 

Spannungsfeld zwischen Naturschutz und Landnutzung

Eröffnet wurde der Tag nach der Begrüßung mit einem Vortrag von Ulrich Meßlinger unter dem Titel „Biber – Landschaftsgestalter im Spannungsfeld zwischen Naturschutz und Landnutzung“. Darin wurde deutlich, wie der Biber europaweit zur Erfolgsgeschichte des Artenschutzes geworden ist – und welche Herausforderungen damit einhergehen.

 

Das Beispiel eines 85 Hektar großen Biberreviers in Mittelfranken zeigte: Wo Biber siedeln, profitiert die Artenvielfalt. 133 Vogelarten – darunter 70 aus Vorwarn- und Roten Listen – wurden dort nachgewiesen. Biberdämme bieten nicht nur Lebensraum für Libellen, Amphibien, Fische und Kleinsäuger, sondern verbessern auch die Wasserqualität und tragen durch Wiedervernässung zur CO₂-Speicherung bei.

 

Eine kluge Biberlenkung – etwa durch Kunstbauten oder gezielte Pflanzungen – kann dabei helfen, Konflikte mit der Landnutzung zu entschärfen.

 

Auch auf die natürlichen Feinde wurde eingegangen: Seeadler, Füchse, Wölfe stellen eine Gefahr vor allem für junge Biber dar. In trockenen Jahren, wenn Rückzugsräume fehlen, machen Biber mitunter bis zu 15 % der Wolfsnahrung aus.

Beispiele für die Wiedervernässung von Flächen durch den Biber / Vortrag Ulrich Meßlinger
Beispiele für die Wiedervernässung von Flächen durch den Biber / Vortrag Ulrich Meßlinger

Rückkehr des Elbebibers und aus dem Leben der Biber

Annett Schumacher warf in ihrem Vortrag einen Blick zurück auf die Geschichte der fast vollständigen Ausrottung des Bibers Ende des 19. Jahrhunderts – und den beharrlichen Einsatz von Naturschützern, der zur Wiederansiedlung des Elbebibers führte. Auch das Peenetal profitierte ab den 1970er Jahren von diesen Maßnahmen. Zwischen 1975 und 1980 wurden hier insgesamt 28 Biber wieder angesiedelt.

 

Deutschlandweit wurden zwischen 1973 und 2011 etwa 400 Elbebiber aus Sachsen-Anhalt zur Wiederansiedlung in verschiedene Regionen umgesiedelt.

Weitere Vorträge behandelten die Entwicklung der Population (Franziska Neubert) und das Biber-Monitoring in Polen.

 

Besonders bewegend war der Vortrag von Bettina und Christian Kutschenreiter, die seit über zwanzig Jahren eine außergewöhnliche Beziehung zu einer wildlebenden Biberfamilie pflegen. Ihre beeindruckenden Bilder und Geschichten zeigten, wie sich über Jahre Vertrauen entwickelt hat – so sehr, dass die Biber bewusst ihre Nähe suchen. 

 

Diese intensiven Begegnungen führten nicht nur zu einzigartigen Fotomomenten, sondern auch zu einem starken Engagement für den Biberschutz. Herr Kutschenreiter sparte dabei auch nicht mit Kritik an Behörden: Er prangerte autorisierte Abschüsse und mangelhafte Präventionsmaßnahmen an – und kritisierte ausdrücklich, dass Biber oft als „Feinde der Landwirtschaft“ diffamiert werden.

 

Seine Botschaft war klar und eindringlich: Wer Biber wirklich kennenlernt und erlebt, wie sie kommunizieren, spielen und ihre Jungtiere versorgen, der entdeckt nicht nur ein faszinierendes Lebewesen, sondern erkennt auch seinen Wert für Ökosystem, Wasserqualität und Artenvielfalt. 

Sonnenuntergang auf der Peene

Abgerundet wurde der äußerst informative Tag durch mehrere Exkursionen am Abend.

 

Ich entschied mich für eine Solarbootfahrt auf der Peene. Bei bestem Wetter, mit strahlendem Sonnenuntergang und dem leisen Plätschern des Flusses, durften wir sogar einen Biber live beobachten. Ein krönender, fast magischer Abschluss des Tages!

Bericht: Jana Freitag