Arbeitseinsatz am Herrendamm

Wie wild hantierten alle mit dem Wildschutzzaun
Wie wild hantierten alle mit dem Wildschutzzaun

Nicht nur vier Herren hatten sich am 17.02.2024 am Herrendamm zwischen Stagnieß und Pudagla versammelt, nein, auch drei Damen der Usedomer NABU-Regionalgruppe waren zum Arbeitseinsatz gekommen.

 

Das Wetter war wie fast jeden Tag in diesem Winter, nicht zu kalt und reichlich windig. Nur der Regen fehlte, wurde aber nicht vermisst.

 

Der Herrendamm hat sich mit seinen Bäumen und Hecken über viele Jahrzehnte zu einem blühenden Refugium und Lebensraum für viele Tiere entwickelt.

 

Auch dank unseres leider im vergangenen Jahr verstorbenen Klaus Behn aus Ückeritz, der auf beiden Seiten des Herrendammes immer wieder Weiden, Wildobstbäume und andere Gehölze gepflanzt hatte. Im Frühling bilden vor allem die blühenden Obstbäume einen optischen Hochgenuss und für viele Insekten reichhaltigen Nektargenuss.

Als Hobbyimker lagen ihm besonders die noch früher blühenden Weiden am Herzen. Diese pflegt unsere NABU- Gruppe bereits seit vielen Jahren. Sie werden im Abstand von mehreren Jahren immer wieder oberhalb des Stammes geschnitten und können sich deshalb als Kopfweiden entwickeln. Früher fanden diese Weidenruten vielfältige Verwendung im bäuerlichen Haushalt. In den breit auslandenden Köpfen der alten Bäume finden jedoch auch viele Tierarten ein Zuhause.

 

Ziel des diesjährigen Arbeitseinsatzes waren erneut die Weiden, aber die Motorsägen blieben stumm. Zum Einsatz kamen Freischneider, Astscheren sowie Drahtscheren. Und Zaun, Wildschutzzaun. Im Grabensystem am Herrendamm leben nämlich seit vielen Jahren auch Biber. 

Nein, nein, dem Biber sollte es nicht an den Kragen gehen. Das ist Vergangenheit, als er durch übermäßige Nachstellungen aus vielen Gegenden verschwunden war. Programme zur Wiederansiedlung waren sehr erfolgreich und nun ist er nach Naturschutzrecht streng geschützt. Auf Grund dieser Tatsache hat er sich über Jahre wieder in den aquatischen Lebensräumen ausgebreitet und zwar flächendeckend. Einerseits ist die Rückkehr ehemals bei uns heimischer Tierarten zu begrüßen, andererseits schafft die hohe Siedlungsdichte des Bibers auch Probleme und Konflikte. Durch den Bau von Dämmen und den Anstau des Wassers werden landwirtschaftliche Nutzflächen und Waldbereiche geflutet, was Lebensraum für andere Arten schaffen kann, aber eine vernünftige Bewirtschaftung häufig stark erschwert. Böschungen und Dämme werden unterwühlt, was an Verkehrswegen schnell gefährlich werden kann.

 

Der Biber ist ein Pflanzenfresser, begnügt sich aber nicht mit weicher und saftiger Biomasse. Dank seiner kräftigen Nagezähne, die beständig nachwachsen, sind Bäume oft Ziel seiner Aktivitäten. Er fällt auch dickste Exemplare in kurzer Zeit, selbst Harthölzer wie Buchen und Eichen. Diese Spuren sind überall in der vorpommerschen Landschaft unübersehbar. Auch am Herrendamm.

 

Klaus Behn hatte von Anfang an darauf geachtet, seine gepflanzten Bäume vor Biberfraß zu schützen. Und auch wir waren heute gekommen, um dem Biber den Appetit zu verderben. Am besten lässt sich diese Arbeit mit möglichst engmaschigem Wildschutzzaun, sogenanntem Knotengeflecht, bewerkstelligen.

 

Jeder Baum erhielt nun eine passende Manschette umgelegt. Dazu mussten wir den Umfang des Baumes messen und entsprechend seiner Dicke ausreichend Material zugeben, damit der Zaun nicht in den im Laufe der Jahre dicker werdenden Baum einwächst. Wir teilten uns in Zweierteams ein, denn manche Bäume waren bereits so dick, dass sie allein nicht zu bearbeiten waren. Manche Bäume waren von Brombeeren, Knöterich und Schilf regelrecht eingewachsen, kein Hindernis für den Biber, aber für uns. Und so kam der Freischneider zum Einsatz. Sieht jetzt stellenweise ein bisschen kahl aus, wächst aber in der kommenden Vegetationsperiode wieder nach.

Anbringen des Wildschutzzaunes
Anbringen des Wildschutzzaunes

Es sah am Herrendamm zuerst gar nicht nach Biber aus, überall nur ältere Nagespuren. Doch an einer Stelle nahe am Graben fanden wir auch ganz frisch abgenagte jüngere Bäume, Beweis für die Not-wendigkeit und Sinnhaftigkeit unseres Einsatzes.

 

 

Nach gut zwei Stunden hatten alle Bäume einen passenden Schutz erhalten und es ging zurück zum Parkplatz. Dort hatte Ute noch eine Überraschung parat, denn aus ihrem Autobistro gab es selbst gebackenen Kuchen, Kaffee und Tee. Es schmeckte hervorragend und die warmen Getränke waren genau das Richtige, nachdem uns der starke Wind doch tüchtig durchgepustet hatte. Danke Ute. Und auch allen anderen Teilnehmern ein großes Dankeschön für ihren Einsatz.

Bericht und Fotos: Bernd Schirmeister