Biber in Swinemünde (OZ 15.01.2013)

Biber ignorieren Kanonenböller und fliehen vor Popmusik

Auf der Flucht vor Baustellen kommen die Nager in Swinemünde den menschlichen Behausungen immer näher.

Biber wie dieser kommen den Menschen immer näher. Die Tiere werden nicht gefürchtet, nur die gefährlichen Auswirkungen ihres Nagens. (Foto: OZ)
Biber wie dieser kommen den Menschen immer näher. Die Tiere werden nicht gefürchtet, nur die gefährlichen Auswirkungen ihres Nagens. (Foto: OZ)

 

Swinemünde Sie sind vor allem nachts und in der Dämmerung aktiv. Am besten man beobachtet sie in den frühen Morgenstunden. Obwohl sie große Zähne haben, greifen sie Menschen nicht an, sondern nur Bäume. Biber, denn von ihnen ist hier die Rede, kommen immer näher an die Menschen heran.

Jetzt haben sie wahrscheinlich das Gebiet am West Fort auf der Insel Usedom für längere Zeit als ihre Bleibe ausgesucht. „Jedes wilde Tier, das in Menschennähe kommt, ist eine Attraktion", sagt Piotr Laskowski vom Museum im Westfort in Swinemünde. Mit einem extrem aktiven Biber hatten die Inhaber des Gerhard Forts im Swinemünder Stadtteil Warszów (Ostswine) zu tun. Der Biber knabberte dort an großen Buchen und Eichen, ohne die alten Bäumen zu schonen.

Das Fort nahm den Kampf mit dem Biber auf, indem ein Wachhund engagiert wurde. Der hat das Tier aber nicht abgeschreckt. So versuchten es die „Besatzer“ mit Musik. „Wir haben Bücher über psychologische Kriegsführung gelesen, die sehr effektiv sein kann. Wir stellten zwei riesige Lautsprecher auf und fingen an, von 17 Uhr bis 8 Uhr morgens verschiedene Musik zu spielen. Das Ergebnis übertraf unsere Erwartungen. Als von den Lautsprechern Doda, eine bekannte polnische Pop-Rock-Sängerin gespielt wurde“, sagt Piotr Piwowarczyk, Wirt vom Fort Gerhard. Doda war im Kampf gegen den Biber noch wirksamer als das Abfeuern der Kanone, die der Biber laut Fortbesatzung generell ignoriert hatte.

Piotr Laskowski vom Museum im West Fort in Swinemünde hat nicht die Absicht mit den Bibern zu kämpfen. „Biber gibt es hier seit etwa zwei Jahren. Bisher habe ich zwei Tiere gesichtet. Wahrscheinlich kamen sie aus der Swine-Delta-Region. Sie stören nicht“, versichert er.

Im westlichen Teil der Festung Swinemünde sind sie gut aufgehoben, sie haben sich im Wassergraben der Festung niedergelassen. Und da sie hier niemand stört, so scheint es, bleiben sie hier für längere Zeit. Biber sind sehr aktiv im Frühling. Jetzt schlafen sie in Biberburgen. „Sie zerstören Bäume. Einige, an denen die Baumrinde angeknabbert ist, können kaum stehen bleiben. Sie fallen oft in den Wassergraben, der dann gereinigt werden muss. Trotzdem wollen wir die Biber nicht abschrecken“, erklärt Laskowski und betont, dass die Anwesenheit von wilden Tieren so nah an den Menschen, die Wirkung des menschlichen Eingriffs in die Umwelt ist. „Vor Warszów wird ein LNG-Terminal gebaut — genau an der Stelle, an der es einst Wald und Sümpfe gab.“

Im Usedomer Teil von Swinemünde sei die Revitalisierung des Kurparks im Gange. Die Biber müssten doch irgendwo leben, fügt der Bewirtschafter vom West Fort hinzu.

Den Angaben der Regionaldirektion für Umweltschutz zu Folge leben in Westpommern fast 4500 Biber. Diese Tiere werden teilweise geschützt, informiert Agata Suchta von der Regionaldirektion für Umweltschutz, was bedeutet, dass man Biberdämme nach einer Zustimmung der Regionaldirektion für Umweltschutz entfernen kann, die nur dann erteilt wird, wenn man schwere Schäden in der Land- und Waldwirtschaft oder Fischerei verringern möchte.

 

Agnieszka Suzanowicz